In der DPG Göttingen versammeln wir knapp 190 Mitglieder (2023) verschiedener Generationen und Berufsgruppen mit und ohne Migrationserfahrung. Wir arbeiten ehrenamtlich und überparteilich für vertiefte und partnerschaftliche deutsch-polnische Beziehungen. Das bedingt zugleich, für eine demokratische, gleichheitsorientierte und chancengerechte Einwanderungsgesellschaft in der Bundesrepublik einzutreten. Wir sind als gemeinnütziger Verein eingetragen.

 

Satzung der DPG Göttingen (PDF-Dokument):

Vorsitzender
Harm Adam
Osterberg 16
37120 Bovenden
d. 0551 – 5471336
p. 0551 – 5317666
E-Mail

stellv. Vorsitzende
Klaudia Hanisch

Dr. Christian Krause-Gründel

Schatzmeister
Kai Bathke

Beisitzer*innen des Vorstandes

Hans-Ulrich Borchert

Renate Borchard

Sylwia Czochara

Melanie Homeier

Paulina Jadanowska

Thomas Kunze

Beirat

Anna Radwanska-Nowak

Norbert Baensch

Dr. Bernd Kreutzfeldt

Dr. Karl Adam

Waldemar Barwinske

Prof. Dr. Matthias Freise

Andreas Schreck

Prof. Dr. Rita Süssmuth

Dieter Wiedemann

Ehrenvorsitzender
Reinhard Caspari

Engerer Vorstand nach den Wahlen 2024 mit unserer geschätzten Freundin aus dem erweiterten Vorstand Renate Borchert. V.l.n.r.: Dr. Christian Krause-Gründel, Harm Adam, Klaudia Hanisch, Kai Bathke

Engerer Vorstand nach den Wahlen 2022. V.l.n.r.: Kai Bathke, Dr. Christian Krause-Gründel, Klaudia Hanisch und Harm Adam

Ein historischer Abriss zur DPG Göttingen


von Norbert Baensch, Gründungsvorsitzender und heute Mitglied des Beirates der DPG Göttingen e.V.


Im Februar 1978 beschloss der Rat der Stadt Göttingen, partnerschaftliche Kontakte mit einer Stadt in der Volksrepublik Polen aufzunehmen. Die frühe Einsicht, dass eine Normalisierung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen auf kommunaler Ebene einsetzen müsse, und engagierte Verhandlungen führten am 26.11.1978 zur Unterzeichnung der „Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit“ der Stadt Göttingen in der Bundesrepublik Deutschland und der Stadt Torun in der damaligen Volksrepublik, heute Republik Polen. Vor diesem mit Mühen durchgesetzten Ergebnis der Städtepartnerschaft lagen vielfältige freie und Städtische Aktivitäten wie Ausstellungen, „Polnische Filmtage“ und „Polnische Gespräche“ in Göttingen, in denen kulturelle, politische, wirtschaftliche Themen referiert und diskutiert wurden. Darauf folgten „Polnische Kulturtage“ mit kulturellen Veranstaltungen mancher Art, an denen sich im Rahmen eines Arbeitskreises „Kulturstadt Göttingen“ alle Kultureinrichtungen der Stadt beteiligten.


Es ging nun darum, das Vertragswerk mit Leben zu füllen. Diese Aufgabe stellte sie sich nicht nur dem Rat und der Verwaltung der Stadt Göttingen sowie den Kulturinstitutionen und einzelnen Gruppen; sie war ein Appell an alle Bürger der Stadt. So kam es am 26.2.1979 zur Gründung der „Deutsch-Polnischen Gesellschaft Göttingen e.V.“, der ersten ihrer Art in Niedersachsen. Die Gesellschaft will, satzungsgemäß, der Verständigung zwischen den Völkern der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland sowie der Vertiefung zwischenmenschlicher Beziehungen dienen. Mit allen Unternehmungen soll beigetragen werden zur Normalisierung des Verhältnisses zwischen den beiden Staaten, soll erreicht werden, dass Deutsche und Polen mehr voneinander erfahren, dass sie Fremdheit überwinden und über intensivierte Kenntnisse zu einer Zusammenarbeit im europäischen Rahmen gelangen. Diese Zielsetzung braucht auf beiden Seiten aufgeklärte Menschen, die einander kundig und unbefangen begegnen. Dafür wurde ein entsprechender Information- und Veranstaltungskatalog von Vorträgen, Theateraustausch, Ausstellungen, Kulturveranstaltungen etc. selbst angeboten oder in der Zusammenarbeit mit Hochschul-, Bildungs-, sozialen
und anderen qualifizierten Einrichtungen vermittelt.


Angesichts der zugespitzten politischen und wirtschaftlichen Situation in Polen, der Ausrufung des Kriegsrechts im Dezember 1981, sind in wachsendem Maße Hilfsgütertransporte von Göttingen nach Torun/Thorn organisiert und durchgeführt worden. Mangelnde Lebensmittel und Gebrauchsgüter sind über die Kirchen an die Thorner Bevölkerung verteilt worden, viele Lernmittel für Kinder und Jugendliche gingen an die Schulen, die Musikschule, Bücher an das Deutsche Seminar der UMK, der Nikolaus-Kopernikus-Universität, und Lieferungen zum Beispiel von Medikamenten
und medizinischem Gerät an die Krankenhäuser. Für mehrere „Caspari-Transporter-“ und, in Zusammenarbeit mit der Stadt, Lkw-Hilfsfahrten sind die Mittel in Göttingen gesammelt, gespendet oder durch Benefizveranstaltungen, zum Beispiel ein großes Konzert in St. Jacobi, zusammengebracht worden.


Die intensiven Spendenaktionen, die zur Linderung ärgster Not unverzichtbar waren, konnten auf lange Sicht keine Lösung aller Probleme bewirken. Sie sind aber als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden und weitergeführt worden. Es wurde mit einem Spendenkonto zur „Hilfe für Thorn“ aufgerufen und jeder Bürger zugleich ermuntert, seine persönlichen Kontakte nach Thorn und in andere Orte des Landes nicht zu vernachlässigen. Eindrucksvoll war ebenso die spätere Einsatzbereitschaft der Göttinger für die Katastrophenopfer des Weichsel- und Oder-Hochwassers in Polen. Zwei ganz bedeutende Akzente erhielt die Arbeit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft ab 1983:
man sah eine wirkungsstarke Aufgabe in der Förderung junger polnischer Studierender, in ihrem vierten Studienjahr d. h. in der Vorbereitungsphase des Magisterexamens das Leben in Deutschland und das wissenschaftliche Arbeiten an der Georg-August-Universität aus eigener Anschaung kennen zu lernen.

Seither sind weit über 40 junge GermanistInnen sowie MedizinerInnen mit einem Stipendium gefördert worden und haben jeweils in einem Sommersemester die Vorlesungen, Seminare, Bibliotheken, Kliniken, die Sprache, die Mensa, den Kontakt mit den deutschen und anderen ausländischen KommilitonInnen wahrgenommen. Daraus entstand in der
Thorner Germanistik eine Magisterarbeit über die Deutsch-Polnische Gesellschaft in Göttingen, die darüber detailliert Auskunft gibt und gedruckt vorliegt. Als weitere Besonderheit von 1983 ist der Beginn der höchst ansehnlichen Reihe von Studien- und Informationsreisen nach Nord-, Ost-, Süd- und Westpolen zu nennen. Die Mitbürger sollten Gelegenheit bekommen, das Land jenseits von Oder und Neiße und seine Menschen selbst und nicht nur über Berichte kennen zu lernen. Weit über 1000 Mitbürger haben das Angebot genutzt, auch ihre „Alte Heimat“ oben wieder zu sehen, die sie 1945 verlassen mussten, und mit den dortigen Bewohnern sogar familiäre Kontakte aufzunehmen. Daraus sind herzliche gutnachbarliche Verbindungen entstanden. Thorn ist dabei nicht vergessen worden! Mehrere Bürgerreisen führten direkt in unsere immer schöner gewordene Partnerstadt an der Weichsel. Dorthin bestehen seither viele persönliche Beziehungen und beständig gepflegte Freundschaften. Zu Thorn und den Vertretern der Stadt, der Universität, der Kirchen, Schulen und des Theaters unterhält die Gesellschaft vielfältige Kontakte. Für mehrere Göttinger Gruppen und Verbände konnte sie immer wieder vermittelnd tätig sein. So auch bei der Besuchs Begegnung evangelischer und katholischer Christen und ihrer Repräsentanten in Göttingen und Thorn.


Direkte Partner der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Göttingen sind die kürzlich wiederbelebte und 1989 gegründete „Polnisch-Deutsche Gesellschaft“ Thorn, war viele Jahre die Thorner Kulturvereinigung TTK. Mit dieser zusammen ist 1991 anlässlich seines 50. Todestages eine zweisprachige Gedenktafel für den Göttinger Nobelpreisträger Professor Dr. Walther Nernst (1864 – 1941) an seinem Geburtshaus in Briesen/Wabrzezno angebracht worden. Zu Ehren des Thorner Philosophen Roman Ingarden, der 1912-1916 d. h. zu gleicher Zeit wie Edith Stein in Göttingen studierte, initiierte die Gesellschaft die Gedenktafel an seinem einstigen Wohnhaus in der Herzberger Landstraße 17. Jüngst geschah dies in der Göttinger Planckstraße 1 zu Ehren des polnischen Mathematikers Hugo Steinhaus, der von 1906-1911 in Göttingen lebte und bei dem Mathematiker David Hilbert promovierte.


Von 1984-2006 haben, von Göttingen aus entwickelt, mehr als 500 Mitglieder und Bürger die Chance wahrgenommen, im Sommer in Sprachkursen an der Krakauer Jagiellonen-Universität die polnische Sprache zu erlernen bzw. ihre Kenntnisse zu verfeinern. Darüber hinaus ist die Deutsch-Polnische Gesellschaft Göttingen 2003 an der Verleihung des 26. Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen (in der prächtigen Aula der Göttinger Universität) anregend und organisatorisch beteiligt gewesen. Preisträger waren damals der Schauspieler und Kabarettist Dieter Hildebrandt, der Historiker Professor Dr. Horst Fuhrmann, der Breslauer Germanist Professor Dr. Norbert Honsza, für den Marcel Reich-Ranicki die Laudatio hielt, und die Schriftstellerin Olga Tokarczuk, die vor kurzem mit dem Literatur-Nobelpreis geehrt wurde. Schließlich ist die Gesellschaft durch Juroren-Mitglieder an der jährlichen Verleihung des nach dem polnischen Sprachforscher Samuel Bogumil Linde (1771-1847) genannten Literaturpreises der Städte Thorn und Göttingen beteiligt.

Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Göttingen hat stets die Verbindung zu gleich gesinnten Gesellschaften gesucht. Sie schloss sich nach ihrer Gründung alsbald der kommunikativen Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Deutsch-Polnischen Gesellschaften in Bad Segeberg an. Der Gründungsvorsitzende Norbert Baensch und sein Nachfolger, der ebenfalls vielfach ausgezeichnete Reinhard Caspari, veranlassten, dass die Gesellschaft Mitbegründerin der daraus entwickelten zentralen Gesellschaft in Berlin wurde, die das zweisprachig erscheinende deutsch-polnische Magazin DIALOG herausgibt. Im Vorstand dieser „Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband e.V.“, der heute nahezu 50 Gesellschaften angehören, ist die Göttinger Gesellschaft von Anfang an ein aktiver Partner.


Am 23.4.1992 wurde in Hannover der Landesverband „Deutsch-Polnische Gesellschaften in Niedersachsen e.V.“ begründet. Die Göttinger Gesellschaft ist seitdem ununterbrochen durch Norbert Baensch und Reinhard Caspari sowie Rolf Hammerath und Harm Adam, aktuell (Herbst 2023) mit der stellv. Vorsitzenden Klaudia Hanisch und der Schatzmeisterin Melanie Homeier, in deren Vorstand vertreten. Als Nachfolger von Dieter Wiedemann hatte der Göttinger Vorsitzende Rechtsanwalt Harm Adam, der in seiner Funktion mit dem Vorstandsteam zusätzliche, neue Programm-Akzente setzt und Partnerschaften pflegt – zum Beispiel mit der ebenfalls von ihm geleiteten Europa-Union Deutschland Kreisverband Göttingen wie mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft am Ort. Dabei finden sich Aktivitäten wie unter anderem die Vortragsbetreuung von Schulklassen sowie freundschaftliche Begegnungen und Themenaustausch mit benachbarten Gesellschaften.

Bereits seit 2003 ist die Gesellschaft kooperatives Gründungsmitglied des „Göttinger Partnerschaftsvereins, Verein zur Förderung der Städtepartnerschaften der Stadt Göttingen e.V.“. Auch hier ergeben sich kooperative Aufgaben und Leistungen. Als sehr wesentlich empfunden wird die intensive Zusammenarbeit unserer Gesellschaft mit dem „Polnischen Kulturverein POLONIKA e.V.“ in Göttingen. In diesem haben sich vor allem polenstämmige MitbürgerInnen versammelt. Gemeinsamkeiten und bereits traditionelle Begegnungen (wie seit Jahren erfreulich frequentierte Advents- und Sommerfeiern) schaffen Nähe und sorgen für Verbundenheit zwischen den Mitgliedern beider Gesellschaften.

(…)
Die Arbeit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Göttingen e.V. erfuhr anlässlich der Feier ihres 25-jährigen Bestehens am 28.2.2004 höchste Anerkennung sowohl von Seiten der Stadt Göttingen und der Landesregierung Niedersachsen als auch, mit besonderem Dank, vom Botschafter der Republik Polen und dem Präsidenten der Stadt Torun/Thorn für die Vielfalt der zielgerichteten Aktivitäten und des persönlichen Einsatzes, die im Wechsel der Zeitumstände unerschrocken und uneigennützig für die Annäherung zwischen deutschen und polnischen Menschen erbracht worden.

(2019, aktualisiert 2023)