28.06.2024
Rundbrief 2. Halbjahr 2024
Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde der Göttinger DPG,
das 5. Göttingen-Thorner-Seminar, bei dem wir uns in Zeiten der Polykrise mit den vielfältigen Herausforderungen für die Europäische Union befassten, liegt nun wenige Wochen hinter uns. Die Resonanz war insgesamt erfreulich, selbst wenn wir feststellen müssen, bei öffentlichen Veranstaltungen vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie noch eine größere Reichweite bei unseren Bürgerinnen und Bürgern erzielt zu haben. In der Berichterstattung des Göttinger Tageblatts kamen wir nicht vor, wohl aber in der der HNA sogar inklusive eines Doppelinterviews, dass der verantwortliche Redakteur Thomas Kopietz mit Dr. Alexandra Burdziej und mir geführt hat.
Das Ergebnis der Europawahl hat bestätigt, dass wir alle gefordert sind, mehr zur Verteidigung unserer demokratisch-freiheitlichen Grundordnung zu tun. Das europäische Friedenswerk ist nicht ohne Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu denken. Mit einem Fokus auf den deutsch-polnischen Beziehungen sind wir alle aufgerufen, in der Arbeit für die Verwirklichung der europäischen Idee in Frieden und Freiheit nicht nachzulassen.
Der nachfolgende Terminkalender für das zweite Halbjahr 2024 soll noch um Veranstaltungen an weiterführenden Schulen in Göttingen und Südniedersachsen ergänzt werden.
- Vortrag Jurko Prochasko „Lwiw/Lemberg – eine multikulturelle Stadt“ am Donnerstag, den 12. September 2024, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, Göttingen
Jurko Prochasko ein, der uns Lwiw/Lemberg als multikulturelle Stadt vorstellen wird.
Unser Gast wurde 1970 im westukrainischen Iwano-Frankiwsk, dem einstigen ostgalizischen Stanislau, geboren und ist der Bruder des Schriftstellers Taras Prochasko. Von 1987 bis 1992 studierte er Germanistik in Lemberg. Seit 1993 ist Prochasko als Literaturwissenschaftler am Institut für Literaturforschung der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften in Lemberg tätig und arbeitet dort u. a. zur Galizien-Rezeption in der polnischen Literatur und Literaturwissenschaft.
Prochasko schreibt für die in Lemberg auf Deutsch, Polnisch und Ukrainisch erscheinen-de liberal-demokratische Online-Zeitschrift Ji. Er gilt als ein wichtiger kultureller Ver-mittler zwischen der Ukraine und Deutschland, der sich aktiv für die Einbindung der Ukraine in Europa einsetzt.
- Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Ein Rundum-Sorglos Paket? Deutsch-Polnische Beziehungen in der häuslichen Altenbetreuung“ mit Dr. Ina Alber und Klaudia Hanisch am Dienstag, den 24. September 2024, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, Göttingen
In vielen deutschen Familien ist es üblich geworden, dass polnische Betreuungskräfte die Pflege der älteren Angehörigen übernehmen. Eigentlich fremde Personen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten und mit diversen Bedürf-nissen kommen in „den eigenen vier Wänden“ einer Familie zusammen. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatheit verschwimmen. Unterschiede in Lebenslagen, Sprachkenntnissen und Anspruchshaltungen prallen aufeinander.
Die Göttinger Soziologin Dr. Ina Alber-Armenat, Mitglied unserer Gesellschaft, gibt in der von unserer stellvertreten-den Vorsitzenden Klaudia Hanisch moderierten Veranstaltung, die wir zur interkulturellen Woche von Stadt und Landkreis Göttingen beitragen, Einblicke in die hochkomplexen zwischenmenschlichen Konstellationen und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
- Gemeinsamer Bundeskongress des Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband e.V. und des Landesverbandes der Polnisch-Deutschen Gesellschaften vom 11.-13. Oktober 2024 in Bielsko-Biała; Besuch des Deutschen Bundestages am Donnerstag, den 7. November 2024
Mit großer Befriedigung stellen wir fest, dass es in 2024 wieder zu einem gemeinsamen Bundeskongress kommen wird. Atmosphärische Störungen der Vergangenheit werden durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit überwunden, was uns als Göttinger Gesellschaft natürlich schon deshalb ungemein freut, weil mit Dr. Alexandra Burdziej und Dr. Adam Jarosz die Spitze des polnischen Verbandes zugleich unserem Pendant aus Thorn vorsitzt. Die Planungen für den Kongress in Bielsko-Biała in der Woiwodschaft Schlesien sind bereits weit vorangeschritten. Vor Ort wird am Freitagabend der DIALOG-Preis verliehen und am Sonntagvormittag die Mitgliederversammlung der Bundesgesell-schaft stattfinden. Interessierte ohne Mailadresse melden sich bitte bei mir ab Mitte August 2024. Per E-Mail werde ich nähere Informationen gerne verbreiten, sobald sie hier vorliegen.
Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Rundbriefs sind noch ganz wenige Plätze für einen Besuch des Bundestages am 7. November 2024 frei. Eingeladen hat uns der Abgeordnete Fritz Güntzler. Für das Gruppenticket der Deutschen Bahn haben wir weniger als 30 € pro Person für die Hin- und Rückfahrt im ICE bezahlt. Auch diese Kosten werden vom Deutschen Bundestag weitgehend übernommen.
Für die Verleihung des Kulturpreises Schlesien am 21. September in Braunschweig sind die Einladungen bereits ver-sandt worden. Freie Plätze gibt es demnach nicht mehr. Als Hauptpreisträgerinnen hat die Jury die polnische Kunst-historikerin Prof. Dr. habil. Ewa Sabine Chojecka sowie die deutsche Leiterin des Dokumentations- und Informations-zentrums im Haus Schlesien in Königswinter (NRW), Frau Nicola Remig, bestimmt. In diesem Jahr hat die Jury vor dem Hintergrund der herausragenden Vorschläge gleich zwei Sonderpreise ausgelobt. Die Auszeichnungen erhalten der „Förderverein für junge Musiker aus Deutschland und Polen e.V.“ sowie die Gemeinde Stoszowice für ihr Engage-ment zum Begegnungsort „Festung Silberberg“.
Roswitha Schieb ist bereits Preisträgerin des Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen. 2021 erhielt sie ihn für ihr Werk „Literarischer Reiseführer Breslau“, den sie bereits bei unserer Gesellschaft vorgestellt hat. Im Herbst des Jahres erscheint der „Literarische Reiseführer Niederschlesien“, den die Autorin bei uns frisch aus der Druckpresse präsentieren wird.
Dass Niederschlesien nicht nur ein Teppich arkadischer Gefilde, sondern auch eine reiche literarische Landschaft ist, legt Schieb in „fünf Partien durch das zehnfach interessante Land“ dar. Diese tragen die Titel „Das Herz Niederschlesiens“, „Krieg und Frieden“, „Schlesische Mystik“, „Bergromantik“ und „Getuppelte, Gedoppelte“. Das Buch enthält Stimmen von Literaturschaffenden wie Gerhart Hauptmann und der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk sowie Andreas Gryphius, Daisy von Pless, Ruth Hoffmann, Arnold Zweig, Joanna Bator und Filip Springer.
Die 1962 in Recklinghausen geborene Schieb, die am Folgetag noch eine von uns organisierte Schullesung halten wird, lebt als freie Buchautorin, Essayistin und Publizistin in Borgsdorf bei Berlin.
5. Vortrag im Museum Friedland „Wolfskinder und Heimkehrer aus Litauen“ mit Dr. Christopher Spatz und anschließendem Zeitzeugengespräch am Donnerstag, den 14. November 2024, 18.30 Uhr, Kirche St. Norbert, St.-Norbert-Platz 4, 37133 Friedland
In Kooperation mit der Gesellschaft für bedrohte Völker und dem federführenden Museum Friedland möchten wir das Thema der sogenannten „Wolfskinder“ oder Ostpreußen, die den Hungertod fürchteten und nach Litauen flüchteten und 1951 in Friedland ankamen, aufgreifen und laden daher zu einem Vortragsabend mit Dr. Christopher Spatz mit anschließendem Zeitzeugengespräch ein. Zuvor wird noch eine Führung durch die Ausstellung im Museum Friedland, Bahnhofstraße 2, angeboten, deren genaue Uhrzeit (17 Uhr?) noch nicht feststeht.
Der Referent, Jahrgang 1982, promovierte an der Berliner Humboldt-Universität zur Identität der ostpreußischen Wolfskinder. Er hat einige Bücher veröffentlicht, unter anderem „Nur der Himmel blieb derselbe – Ostpreußens Hungerkinder erzählen vom Überleben“ sowie „Heimatlos. Friedland und die langen Schatten von Krieg und Vertreibung“. Von 2019 bis 2022 wirkte Spatz im niedersächsischen Wissenschaftsministerium als Büroleiter der Landesbeauftragten für Heimatvertriebene, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, Editha Westmann. Derzeit ist er als freier Historiker und Autor tätig.
- Autorenlesung Przemek Zybowski „Pinkes Hochzeitsbuch“ am Donnerstag, den 21. November 2024, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, 37073 Göttingen
Zum Inhalt des Buchs laut Klappentext: „Am Totenbett seiner Großmutter wird der Erzähler von seiner verloren geglaubten Vergangenheit eingeholt: 1984, kurz nach Lockerung des Kriegsrechts in Polen, fliehen die Eltern mit der kleinen Schwester heimlich nach Deutschland. Der achtjährige Sohn bleibt als Pfand bei der Großmutter zurück. Eine Zeit unerhörter Freiheit und zugleich großer Panik beginnt: Er wird von der Geheimpolizei verhört, ihm droht das Waisenhaus – erst ein Jahr später bekommt er die notwendigen Ausreisepapiere. Doch auch Jahrzehnte danach sind die Wunden nicht verheilt. Kann es eine Versöhnung mit den Eltern geben? Schwebend leicht und doch mit existenzieller Wucht erzählt Przemek Zybowski in seinem Romandebüt von Diktatur, Flucht und einem Leben zwischen den Welten. „Das pinke Hochzeitsbuch“ handelt von der Verlassenheit eines Jungen, die zugleich die Verlassenheit eines ganzen Landes ist – und von dem Versuch, die Bruchstücke der Vergangenheit zusammenzufügen.“ Rezensent Jörg Plath schrieb in der FAZ vom 20.12.2022: „In einem starken Debüt bietet Przemek Zybowski dem Schrecken des Verlassenseins mit erstaunlichen phantastischen Einfällen Paroli.“
Der Autor wurde 1976 in Lódz, Polen, geboren und kam 1985 in die Bundesrepublik. Er studierte Medizin in Heidelberg, Philadelphia, Kapstadt, Berlin, promovierte 2004 in Berlin und bildete sich in der Psychoanalyse fort. Seit 2010 arbeitet Zybowski, der seit 2007 eigene Theater- und Prosatexte entwickelt und aktuell in Zürich ansässig ist, als Psychiater an verschiedenen Krankenhäusern. Zybowski wird sein Buch am Folgetag an einer weiterführenden Schule in Göttingen vorstellen. Wir holen damit die im Frühjahr verschobenen Lesungen nach.
- Adventsbegegnung in Kooperation mit POLONIKA am Donnerstag, den 5. Dezember 2024, 18.30 Uhr, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, 37073 Göttingen
Die gemeinsam mit POLONIKA organisierte traditionelle Adventsbegegnung mit Beiträgen des deutsch-polnischen Projektchores unter der Leitung von Dorota Dobosz und von Diakon Wolfgang Ziehe zu Weihnachtsbräuchen findet 2024 wieder wie gewohnt in der Galerie Alte Feuerwache statt. Wir sind für jede helfende Hand bei den Vorbereitungen und bei der Durchführung dankbar.
- Spenden, Vereinsnachrichten
Ein besonderer Dank gilt heute wieder allen Spenderinnen und Spendern, die uns durch ihre Zuwendungen (gleich ob direkt auf unser im Briefkopf angegebenes Konto oder über das Spendenportal https://www.wirwunder.de/goettingen/ mit Boni der Sparkasse) gefördert haben. Wir setzen auf Ihre fortgesetzte Unterstützung und werden uns natürlich immer darum bemühen, Projektmittel einzuwerben. Denn wir haben noch viel mehr vor: so wollen wir uns in den kommenden Wochen noch darum bemühen, Sofia Leikams Film „Die letzte Lücke“, den wir im ersten Halbjahr in der Galerie Alte Feuerwache gezeigt haben, in einem gemeinsamen Projekt mit dem Team der Ausstellung zur Zwangsarbeit in Südniedersachsen, an weiterführenden Schulen in unsere politische Bildungsarbeit zu integrieren. Gleiches gilt für die Begleitung von Schülergruppen aus Polen und die szenische Aufführung des Stücks „Korczak und die Kinder“ von Erwin Sylvanus, das zuletzt bei unserem Göttingen-Thorner-Seminar wieder Anlass für nachdenkliche Diskussionen gab.
Nicht zuletzt möchte ich noch auf die neue Zusammensetzung des Vorstandes und des Beirates nach unserer Mitgliederversammlung mit Neuwahlen vom 23. Februar 2024 eingehen. Dazu kann ich auf den Briefkopf verweisen.
In unserer Gesellschaft haben wir in Vorstand und Beirat ein tolles Team vereint. Uns eint die Leidenschaft für die gemeinsame Sache. In diesem Zusammenhang möchte ich abschließend einmal Frau Bundestagspräsidentin a.D. Professor Dr. Rita Süssmuth hervorheben: Noch immer sprüht sie trotz ihrer zwischenzeitlich bekannt gewordenen Krebserkrankung vor Ideen und nimmt an unserer Arbeit lebhaften Anteil. Zuletzt hat sie mit mir am Rand des Bundesparteitages unserer beider Partei in Berlin den Stand der deutsch-polnischen Beziehungen diskutiert und angekündigt, demnächst einmal wieder bei einer unserer Veranstaltungen in Göttingen mit dabei sein zu wollen. Nachdem sich Frau Süßmuth für unser Gespräch mehr als eine Stunde Zeit genommen hatte, musste ich einen Vorwand suchen, um anderen Delegierten Gelegenheit zu einem Gespräch mit unserem Beiratsmitglied zu ermöglichen!
Auf ein baldiges Wiedersehen freut sich
Ihr
Harm Adam, Vorsitzender
3.01.2024
Rundbrief 1. Halbjahr 2024 mit Einladung zur Mitgliederversammlung am 23. Februar 2024
Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde der Göttinger DPG, auch der Göttinger Europa-Union,
wir leben in anstrengenden und vielfach bedrückenden Zeiten. Die Stichwörter muss ich nicht benennen. All das sollte uns aber nicht veranlassen, die Dinge fatalistisch geschehen zu lassen. Denn gleichgültig, wie wir uns zum Ausgang der Parlamentswahlen in Polen vom 15. Oktober 2023 stellen, war es ein Fest der Demokratie, das uns zeigt, wozu eine motivierte und mobilisierte Zivilgesellschaft in der Lage sein kann. In diesem Sinn wünsche ich mir für das kommende Jahr viele anregende Begegnungen, in denen wir wieder deutsch-polnischen Themen aus Gesellschaft, Geschichte, Kultur, Literatur und Politik im europäischen Kontext diskutieren.
Zum Terminkalender im 1. Halbjahr 2024:
- Kommentierte Filmvorführung „Die letzte Lücke“ am Donnerstag, den 25. Januar 2024, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4 Göttingen
Wir freuen uns, den Dokumentarfilm „Die letzte Lücke“ in Anwesenheit der Filmmacherin Sofia Leikam und der Protagonistin Ute Delimat präsentieren zu können, so dass nach der 37-minütigen Vorführung des Films, der im Rahmen einer Masterarbeit entstanden ist, Gelegenheit zum ausführlichen Gedankenaustausch besteht.
Zum Hintergrund: während des Zweiten Weltkrieges verschleppten die Deutschen über 13 Millionen ausländische Zivilistinnen und Zivilisten und nötigten sie zur Zwangsarbeit. Wiktoria Delimat war eine von ihnen. Im Alter von 13 Jahren wurde sie aus ihrer Heimat im besetzten Polen deportiert und mehrere Jahre zur Arbeit im Landkreis Göttingen gezwungen. „Die letzte Lücke“ erzählt die Geschichte ihrer Tochter Ute Delimat, die sich bis heute mit der Leidensgeschichte ihrer Mutter auseinandersetzt und verstehen will, was Wiktoria zu der Frau gemacht hat, die sie war. Bei der Suche kristallisiert sich immer wieder das Bild eines Nachkriegsdeutschlands heraus, in dem das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter jahrzehntelang verdrängt wurde. Der Film eröffnet einen eindringlichen Blick auf dieses Kapitel deutscher Geschichte und macht dabei schmerzhaft bewusst, was Zwangsarbeit für das Leben der Opfer und das ihrer Familien bedeutete.
- Vortrag Natalie Reinsch „Herkunft.Heimat.Heute – das Potenzial von Heimatstuben für eine transnationale Erinnerungskultur“ am Dienstag, den 6. Februar 2024, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, Göttingen
Vor einigen Wochen wurde mir vom Museumsverband Niedersachsen und Bremen die Dokumentation einer Tagung aus dem September 2022 in Oldenburg zugesandt. Die Veranstaltung unter dem Motto „Herkunft.Heimat.Heute. – Zur Musealisierung von Heimatsstuben und Heimatssammlungen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler:innen“ enthält viele lesenswerte Beiträge, unter anderem unserer Mitglieder Dr. Frauke Geyken und Ewa Kruppa. Mit Natalie Reinsch, die nach dem Studium der Neueren und Neuesten sowie Mittelalterlichen Geschichte und Politikwissenschaften beim Museumsverband das Projekt“ Herkunft.Heimat.Heute“ leitet, wollen wir das Potential der Heimatstuben für Flüchtlinge, Vertriebene und Aussiedler für eine transnationale Erinnerungskultur ausloten. Unstreitig ruht in den bestehenden Sammlungen ein großer Reichtum an Geschichten und Biographien, die es als Teil der deutschen Kriegs- und Nachkriegszeit zu dokumentieren und zu erzählen lohnt.
Vorsorglich an dieser Stelle ein genereller Hinweis: Aus organisatorischen Gründen ist eine kurzfristige Verlegung einiger unserer Veranstaltungen in die von der Galerie Alte Feuerwache nur 40 m entfernte Galerie Art Supplement, Burgstraße 37 A, 37073 Göttingen, denkbar.
- Mitgliederversammlung am Freitag, den 23. Februar 2024, 19 Uhr, Bibliothek der Sozietät Menge Noack Rechtsanwälte, Robert-Koch-Straße 2, Göttingen
Zu unserer Mitgliederversammlung (Jahreshauptversammlung) mit Neuwahlen laden wir auf Freitag, den 23. Februar 2024, 19 Uhr, in die Bibliothek der Sozietät Menge Noack Rechtsanwälte, Robert-Koch-Straße 2, 37075 Göttingen, herzlich ein. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.
Die Tagesordnung schlagen wir wie folgt vor:
1. Eröffnung und Begrüßung sowie Feststellen der Beschlussfähigkeit
2. Genehmigung der Tagesordnung und Wahl eines Protokollführers
3. Mitgliederentwicklung und Begrüßung neuer Mitglieder
4. Bericht des Vorsitzenden
5. Bericht des Schatzmeisters
6. Aussprache zu den Berichten
7. Bericht der Kassenprüfer
8. Entlastung des Vorstandes
9. Vorstandsneuwahlen
a) Wahl einer/eines Vorsitzenden
b) Festlegung der Zahl und Wahl von bis zu drei stellvertretenden Vorsitzenden
c) Wahl einer/eines Schatzmeisterin/-s
d) Beschlussfassung über die Zahl und Wahl von Beisitzerinnen und Beisitzern
e) Wahl von zwei Kassenprüfern
10. Anträge (Antragsfrist 16. Februar 2023 (Zugang beim Vorsitzenden))
11. Ausblick auf die Jahresplanung 2024
12. Verschiedenes
4. „Update zur politischen Lage in Polen nach den Wahlen vom 15. Oktober 2023“ mit Dr. Piotr Andrzejewski und Klaudia Hanisch, am Freitag, den 22. März 2024, 19 Uhr, Galerie Art Supplement, Burgstraße 37A, Göttingen
Die im Oktober stattgefundenen Parlamentswahlen in Polen markieren einen historischen Moment: Sie gelten als die bedeutendsten seit drei Jahrzehnten. Eine beeindruckende Wahlbeteiligung von 74,38 Prozent spiegelt eine beispiellose demokratische Mobilisierung wider. Der polnische Politikwissenschaftler Dr. Piotr Andrzejewski vertritt die Ansicht, dass diese Wahlen in Europa einzigartig waren – mit dem außergewöhnlichen Ergebnis, dass es nur Gewinner gab. Doch welche Faktoren tragen zu dieser These bei? Wie ist die politische Lage in Polen viereinhalb Monate nach der Wahl und der mühsamen Regierungsbildung im Dezember 2023?
Es referieren Dr. Piotr Andrzejewski, gefragter Experte am Westinstitut (Instytut Zachodni) in Posen (Poznań) und am Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Polska Akademia Nauk- PAN) und unsere stellvertretende Vorsitzende Klaudia Hanisch, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Polen-Institut. Erwartungsgemäß fokussieren sie auch die langfristigen Trends in der politischen Kultur Polens. Wir erwarten eine angeregte Diskussion im Rahmen dieses Nachholtermins zu der kurzfristig abgesagten Veranstaltung vom 1. Dezember 2023.
- Autorenlesung Przemek Zybowski „Pinkes Hochzeitsbuch“ am Dienstag, den 09. April 2024, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, 37073 Göttingen
Zum Inhalt des Buchs laut Klappentext: „Am Totenbett seiner Großmutter wird der Erzähler von seiner verloren geglaubten Vergangenheit eingeholt: 1984, kurz nach Lockerung des Kriegsrechts in Polen, fliehen die Eltern mit der kleinen Schwester heimlich nach Deutschland. Der achtjährige Sohn bleibt als Pfand bei der Großmutter zurück. Eine Zeit unerhörter Freiheit und zugleich großer Panik beginnt: Er wird von der Geheimpolizei verhört, ihm droht das Waisenhaus – erst ein Jahr später bekommt er die notwendigen Ausreisepapiere. Doch auch Jahrzehnte danach sind die Wunden nicht verheilt. Kann es eine Versöhnung mit den Eltern geben? Schwebend leicht und doch mit existenzieller Wucht erzählt Przemek Zybowski in seinem Romandebüt von Diktatur, Flucht und einem Leben zwischen den Welten. „Das pinke Hochzeitsbuch“ handelt von der Verlassenheit eines Jungen, die zugleich die Verlassenheit eines ganzen Landes ist – und von dem Versuch, die Bruchstücke der Vergangenheit zusammenzufügen.“ Rezensent Jörg Plath schrieb in der FAZ vom 20.12.2022: „In einem starken Debüt bietet Przemek Zybowski dem Schrecken des Verlassenseins mit erstaunlichen phantastischen Einfällen Paroli.“
Der Autor wurde 1976 in Lódz, Polen, geboren und kam 1985 in die Bundesrepublik. Er studierte Medizin in Heidelberg, Philadelphia, Kapstadt, Berlin, promovierte 2004 in Berlin und bildete sich in der Psychoanalyse fort. Seit 2010 arbeitet Zybowski, der seit 2007 eigene Theater- und Prosatexte entwickelt und aktuell in Zürich ansässig ist, als Psychiater an verschiedenen Krankenhäusern. Zybowski wird sein Buch am Folgetag an einer weiterführenden Schule in Göttingen vorstellen.
- Vortrag und Lesung Dr. habil. Miłosława Borzyszkowska-Szewczyk „Walking with Günter Grass“ am Dienstag, den 23. April 2024, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, Göttingen
Wir freuen uns, die Danziger Germanistin und kulturwissenschaftlich orientierte Literaturwissenschaftlerin Dr. habil. Miłosława Borzyszkowska-Szewczyk neuerlich bei uns begrüßen zu können. Die Referentin ist Professorin am Lehrstuhl für deutschsprachige Literatur und Kultur im Institut für deutsche Philologie der Universität Gdańsk, wo sie die Arbeitsstelle zur Erforschung von Narrativen in Grenzräumen leitet. Gemeinsam mit Marta Turska hat sie für das Kaschubische Institut und die Günter-Grass Gesellschaft in Danzig, der sie seit einigen Jahren vorsitzt, ein „Reisehandbuch“ „Walking with Günter Grass. A Literary Mapping of the City“ herausgegeben.
In dem Reiseführer haben sieben Grass-Forscher neun thematische Routen in Danzig und der Kaschubei vorgeschlagen. Die Wanderungen wurden von Grass-Texten und seiner Biografie inspiriert. Sie verfolgen zugleich Dialoge diverser Gruppen der Danziger mit seinem literarischen Mythos. Frau Borzyszkowska-Szewczyk, die am Folgetag eine Göttinger Schule besucht, hat in dem bislang in polnischer und englischer Sprache vorliegendem Band Grass‘ Leben und Werk in den Bezügen zu Danzigs jüdischer Vergangenheit und der Kaschubei beleuchtet.
- 5. Göttingen-Thorner-Seminar vom 31. Mai bis 02. Juni 2024 – Festveranstaltung „20 Jahre Polen in der Europäischen Union“ am 31. Mai 2024, 18 Uhr, Historische Halle des Alten Rathauses in Göttingen, Markt 9
Unsere in 2018 begonnene Seminarreihe zu deutsch-polnischen Themen im europäischen Kontext erfreut sich neben guten Teilnehmerzahlen mittlerweile einer Beachtung, die weit über die beiden Partnerstädte hinausreicht. 2024 tagen wir in Göttingen. Für das erste Juniwochenende d.h. eine Woche vor der Europawahl vom 9. Juni 2024 planen wir Podiumsdiskussionen, ein Theaterstück und eine Kunstaktion unter dem Motto „Der Beitrag Polens und Deutschlands für eine demokratische, sichere und nachhaltige Europäische Union“.
Den Auftakt soll eine öffentliche Festveranstaltung „20 Jahre Polen in der Europäischen Union“ am 31. Mai um 18 Uhr in der historischen Halle des Alten Rathauses in Göttingen bilden. Erste Zusagen von Expertinnen und Experten liegen vor. Noch sind wir in der Phase, die Förderanträge zu entwickeln und Einladungen zu versenden. Weitere Informationen können Sie nach den Osterfeiertagen über unsere sozialen Medien oder auf unserer Homepage (vorzüglich gepflegt von Klaudia Hanisch) erwarten. Natürlich stehe auch ich für Auskünfte zur Verfügung und werde jeweils zeitnah alle wesentlichen Details per Rundmail weitergeben.
- Stipendienprogramm, Spenden, Verbandsnachrichten
Wir sind allen Spenderinnen und Spender, die unsere Arbeit regelmäßig finanziell unterstützen, unendlich dankbar. Die Verdopplungsaktionen über die Online-Aktion WirWunder haben dazu geführt, dass uns die Sparkasse Göttingen, die zuletzt vor Weihnachten die Verdoppelung von Spenden bis zu maximal 50€ in Aussicht stellte, gut 1305€ zugesagt hat. Ihre Spenden und die Zuwendungen der Sparkasse helfen uns sehr, unsere notgedrungen kostenträchtige Arbeit auf dem zuletzt gewohnten Niveau fortzusetzen. Die Fortführung der Stipendienprogramme für Thorner Studierende der Germanistik bzw. Medizin ist für 2024 ist zugesagt. Hoffen wir auf qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber.
Zu den Verbandsnachrichten: Klaudia Hanisch und Melanie Homeier vertreten uns unverändert kompetent im Vorstand der niedersächsischen Landesgesellschaft. Bei den Wahlen zum Vorstand der DPG Bundesverband e.V. wurde ich neuerlich in den Vorstand gewählt. Die hohe Stimmenzahl hat mich überrascht, motiviert aber gleichzeitig, mit ungebrochenem Elan für den dringend notwendigen Neustart der Kooperation des Bundesverbandes mit der Landesgesellschaft der Polnisch-Deutschen Gesellschaften einzutreten. Nachdem die Landesgesellschaft unter dem Vorsitz von Dr. Aleksandra Burdziej und ihrem Stellvertreter Dr. Adam Jarosz (beide Thorn) wieder ungemein aktiv geworden ist, gelingt das nur mit einem Umgang auf Augenhöhe. Letzteres müssen einige verantwortliche Personen noch lernen und mögen sich gerne ein Beispiel an unserer seit über 30 Jahren gelingenden Göttingen-Thorner Zusammenarbeit nehmen.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Das wünschen wir uns. Einen externen Veranstaltungshinweis lasse ich folgen.
Auf ein baldiges Wiedersehen freut sich
Ihr
Harm Adam, Vorsitzender
Archiv: Rundbriefe aus den letzten Jahren: