Wir waren viele! Das Friedensgebet ging um 17 Uhr los, die Kundgebung ging bis ca. 20 Uhr. Insgesamt haben sich rund 500 Menschen an dem Gedenkveranstaltungen zum 24. Februar in Göttingen beteiligt. Wir haben gemeinsam mit der Deutsch-Ukrainischen Gemeinschaft Südniedersachsen e.V., dem Deutsch-Ukrainischen Verein Göttingen, der Europa-Union Deutschland, KV Göttingen aufgerufen.

Vielen Dank an alle, insbesondere an die ukrainische Community! Ми з Вами! Jesteśmy z wami! Wir stehen an Eurer Seite!

Los ging es um 17 Uhr mit einer einem Friedensgebet in Sankt Michael, dann folgt ein Marsch zu unserer Kundgebung ab 18 Uhr auf dem Marktplatz. Durch die Veranstaltung haben Madina Pushkashova (Ukrainisch-Deutsche Gemeinschaft in Südniedersachsen e.V.) auf Ukrainisch und Harm Adam (EUD, KV Göttingen und DPG Göttingen) auf Deutsch, geführt.

Die Kundgebung wurde durch die beeindruckende Darbietung des ukrainischen Chors „Ukrainische Seele“ aus Braunschweig künstlerisch bereichert. Die ukrainische Sängerin Alla Shidlovska rührte die Herzen der Anwesenden mit ihrer Interpretation des Liedes „Gebet für die Ukraine“. Ebenso begeisterten die Schülerinnen und Schüler der Ukrainischen Musikschule und die Gesangsgruppe Star Voice, hervorgehoben durch die Solistinnen Maria Androsova und Olena Androsova, mit ihren Auftritten.

Die Begrüßungsrede von Harm Adam:

Wir möchten unsere Kundgebung mit einer Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des russischen Krieges gegen die Ukraine beginnen

Wir danken Ihnen, dass Sie im Gedenken an die Opfer des russischen Angriffskrieges einen Moment innegehalten haben. 

Meine Damen und Herren, 

der Kampf der Ukraine für ihre Selbstbestimmung und Zugehörigkeit zur freien Welt ist untrennbar mit der Erweiterungsgeschichte der Europäischen Union verquickt. Als 2004 die Osterweiterung der EU das Ende des Kalten Kriegs in Europa besiegelte, formierten sich die Lager in Europa entlang der Frage der Freiheit. In der Ukraine zeigte die „Orange Revolution“, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer dreiste Fälschungen der Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen nicht hinzunehmen bereit waren. 

Die erfolgreiche Revolution der Würde – kurz: der Euromaidan – erwuchs 2013/14 aus der Weigerung der putinhörigen ukrainischen  Regierung, das vom Parlament und der Mehrheit der Bevölkerung gewollte Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine zu unterzeichnen. Zehn Jahre später befindet sich der EU-Beitrittskandidat Ukraine nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim und der Etablierung sezessionistischer Vasallenstaaten in seinem Osten in 2014 in einem erbitterten Verteidigungskrieg gegen seine Vision einer europäischen Zukunft. Europas Zukunft ist die Zukunft der Ukraine. Was dieser Krieg für die Menschen in den liberalen Demokratien Europas und der Ukraine bedeutet, haben wir Veranstalter in einem gemeinsamen Aufruf zusammengefasst: 

Der 24. Februar 2024 markiert den zweiten Jahrestag der völkerrechtswidrigen Invasion Russlands in der Ukraine. Das Ausmaß der russischen Kriegsverbrechen, die unzähligen Opfer und das unermessliche Leid der Menschen in der Ukraine sind kaum vorstellbar und ein erneuter Tiefpunkt in der europäischen Geschichte. Darüber hinaus hat der russische Krieg gegen die Ukraine tiefgreifende politische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen in vielen Ländern der Welt, auch auf unsere Gesellschaft in Deutschland. 

Die Ukraine verteidigt nicht nur ihr eigenes Recht, in einer demokratischen, freien Welt zu leben, sondern ganz Europa. Die Zukunft unserer Kinder hängt davon ab, wie dieser Krieg beendet wird, ob wir in Sicherheit und Wohlstand in einer demokratischen Gesellschaft leben werden oder immer in Angst. Von unseren Entscheidungen heute hängt ab, ob Diktatoren ungehindert Angriffskriege führen werden und wegen des denkbaren Zugriffs auf Atomwaffen jedes Ultimatum stellen können. 

Um der Ukraine zu helfen, das Unrecht zu bekämpfen und die Menschen in den besetzten Gebieten zu befreien, müssen wir die Ukrainerinnen und Ukrainer mit allen notwendigen Mitteln bei der Verteidigung ihrer Heimat unterstützen. Die Ukraine muss siegen, damit eine dauerhafte Friedensordnung in Europa wieder realistisch wird. 

An diesem wichtigen Jahrestag wollen wir aus Göttingen starkes Zeichen der Solidarität und Unterstützung für die Ukraine setzen. 

Wir bitten Sie, unterstützen Sie unseren Aufruf, stehen sie mit uns zusammen. Slawa Ukraini! 

(Harm Adam)

Als nächstes hielt Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt eine solidarische und bewegende Rede. Auch Vertreter verschiedener Konfessionen und Religionen waren bei der Kundgebung dabei: Petro Terletskyy, ukrainischer griechisch-katholischer Priester, Dechant Wigbert Schwarze von der Katholischen Kirche Göttingen, Superintendent Dr. Frank Albrecht Uhlhorn vom Evangelisch-luterischen Kirchenkreis Göttingen-Münden.

Für die Veranstalter*innen hielten die Redebeiträge: Kvitoslava Hampe, Ukrainisch-Deutsche Gemeinschaft in Südniedersachsen e.V. ( Vorsitzende); Klaudia Hanisch, stellv. Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Göttingen; Alexander Savenok, Deutsch-Ukrainischer Verein Göttingen e.V. (Stellvertretender Vorsitzender); Victoria Vyborna, Leiterin der ukrainischen Samstagsschule in Göttingen, Ukrainisch-Deutschе Gemeinschaft in Südniedersachsen e.V.

Rede unserer stellv. Vorsitzenden, Klaudia Hanisch:

Guten Abend zusammen, 

mein Name ist Klaudia Hanisch, ich bin Kreistagsabgeordnete und ich engagiere mich bei der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Göttingen, für die ich heute sprechen darf. 

Ich habe mein Leben zur Hälfte in Polen, zur anderen Hälfte hier in Deutschland verbracht. Meine Wurzeln und erste politische Prägung liegen in Polen, einem Land, das wie viele andere osteuropäische Staaten unter der russischen Vorherrschaft gelitten hat. Vielleicht ist es diese persönliche Geschichte, die mich den Freiheitskampf der Ukrainer*innen so tief empfinden lässt. 

Es ist wichtig, den Charakter dieses Krieges zu verstehen. Für manch unter uns Versammelten mag dieser Krieg überhaupt keinen Sinn machen. Und ja, er macht keinen Sinn. Es ist Russlands imperialistischer Krieg, unterfüttert mit einer menschenfeindlichen Ideologie, die wie aus einem anderen Jahrhundert anmutet. Dieser Wahn aus Krieg, Zerstörung, Besatzung und der Bestrebung, der Ukraine die Zukunft zu nehmen, schockiert uns. Wir dachten, wir hätten es in Europa überwunden.  

Doch die Massaker von Butscha und Mariupol, wo eine Stadt mit einer halben Million Menschen dem Erdboden gleichgemacht wurde, bringen uns zurück auf den Boden der brutalen Tatsachen.  

Die Ukraine muss sich mit allen Kräften verteidigen, doch sie muss sich auch an der Front verteidigen können. Und hier müssen die EU, Deutschland und andere Staaten helfen. 

Es ist befremdlich und erschütternd, wenn in unserem Land manche die brutale Aggression Russlands ignorieren oder gar relativieren, sich in obsessiven Diskursen über die USA und vermeintliche Fehler des Westens verlieren. Diese Haltung offenbart eine gefährliche Ignoranz gegenüber der Gefahr aus Russland. 

Was können wir als Bürgerinnen und Bürger Göttingens tun? Was kann die Stadt und der Landkreis tun? Der Krieg wird nicht allein an der Front entschieden. Neben militärischer Unterstützung ist zivile Hilfe unerlässlich. Wir müssen den laufenden Wiederaufbau unterstützen. Er ist eine Vorbedingung für die Handlungsfähigkeit der Ukraine an der Front. Ich glaube, das ist vielen hierzulande nicht klar.  

Die Gesundheitsversorgung, die Krankenhäuser müssen die Verwundeten und andere Bürger*innen auf einem möglichst hohen Niveau versorgen können. Die Versorgung durch die ukrainischischen Selbstverwaltungseinheiten sicherzustellen und die kommunale Infrastruktur zu stärken, ist das Gebot der Stunde! Göttingen hat bereits eine Solidaritätspartnerschaft mit Ochtyrka im Osten der Ukraine auf den Weg gebracht. Das ist super. Diese und weitere potentielle Partnerschaften in Stadt und Landkreis müssen wir intensivieren, um einen wirklichen Unterschied zu machen. Die Möglichkeiten und die Unterstützung für kommunale Ukraine-Hilfe der Bundesregierung und der EU-Programme müssen stärker ausgeschöpft werden. Auch die Kontakte der hier versammelten ukrainischen Community, aus der göttinger polnischen Partnerstadt Thorn in die gesamte Ukraine sollten wir stärker nutzen. 

Lassen Sie uns gemeinsam handeln, mit Empathie und Entschlossenheit. Wir lassen die ukrainischen Bürger*innen nicht allein in ihrem Streben nach Freiheit und Frieden. „My z wami“ – wir stehen an eurer Seite, heute und in Zukunft. Ich danke Ihnen. 

(Klaudia Hanisch)

Als Vertreter*innen der großen proeuropäischen Parteien aus Göttingen hielten Grußworte: Insa Wiethaup, die Stadtverbandsvorsitzende SPD; Nicole Salditt, Vorstandsmitglied CDU; Mattes Bauer, Europawahlkandidat der FDP ; Lino Klevesath, Mitglied des Kreisvorstandes der Grünen.


Der gemeinsame Aufruf der Veranstalter*innen im Wortlaut:

Der 24. Februar 2024 markiert den zweiten Jahrestag der völkerrechtswidrigen Invasion Russlands in der Ukraine. Das Ausmaß der russischen Kriegsverbrechen, die unzähligen Opfer und das unermessliche Leid der Menschen in der Ukraine sind kaum vorstellbar und ein erneuter Tiefpunkt in der europäischen Geschichte. Darüber hinaus hat der russische Krieg gegen die Ukraine tiefgreifende politische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen in vielen Ländern der Welt, auch auf unsere Gesellschaft in Deutschland.

Die Ukraine verteidigt nicht nur ihr eigenes Recht, in einer demokratischen, freien Welt zu leben, sondern ganz Europa. Die Zukunft unserer Kinder hängt davon ab, wie dieser Krieg beendet wird, ob wir in Sicherheit und Wohlstand in einer demokratischen Gesellschaft leben werden oder immer in Angst. Von unseren Entscheidungen heute hängt ab, ob Diktatoren ungehindert Angriffskriege führen werden und wegen des denkbaren Zugriffs auf Atomwaffen jedes Ultimatum stellen können.

Um der Ukraine zu helfen, das Unrecht zu bekämpfen und die Menschen in den besetzten Gebieten zu befreien, müssen wir die Ukrainerinnen und Ukrainer mit allen notwendigen Mitteln bei der Verteidigung ihrer Heimat unterstützen. Die Ukraine muss siegen, damit eine dauerhafte Friedensordnung in Europa wieder realistisch wird.

An diesem wichtigen Jahrestag wollen wir aus Göttingen starkes Zeichen der Solidarität und Unterstützung für die Ukraine setzen und treffen uns am 24. Februar 2024, 18.00 Uhr, auf dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus in Göttingen. Zuvor findet um 17 Uhr ein Gebet für den Frieden in der Kirche St. Michael statt.

Wir bitten Sie, unterstützen Sie unseren Aufruf, stehen sie mit uns zusammen.

Slawa Ukraini!

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