Rundbrief 2. Halbjahr 2023

4.08.2023

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde der Göttinger DPG,

in den zurückliegenden Monaten haben wir im Rahmen unserer Arbeit viele gute Erfahrungen sammeln können. Über 44 Jahre setzen wir uns nun schon als Brückenbauer für Freundschaft und Kooperation in den deutsch-polnischen Beziehungen ein. Die Veranstaltungen erfreuen sich eines langsam wieder steigenden Zuspruchs.

Ohne Wertung mit Blick auf die Qualität der Referentinnen und Referenten sollen nachfolgend wenige Highlights des ersten Halbjahres 2023 benannt werden: Zum einen hatten wir bei der Lesung von Karolina Kuszyk, die in Anerkennung ihres Buchs „Die Häuser der anderen“ den diesjährigen Kulturpreis Schlesien erhält, 120 Zuhörerinnen und Zuhörer in der Galerie Alte Feuerwache zu Gast. Zum anderen fanden trotz der Notwendigkeit einer individuellen Anreise 27 Personen aus Göttingen und Niedersachsen den Weg nach Thorn, um dort an einem gelungenen 4. Göttingen-Thorner-Seminar zu deutschen und polnischen Sichtweisen auf die Europäische Integration teilzunehmen.

Nicht zuletzt konnten wir im Sommersemester das Germanistik-Stipendienprogramm mit Jagoda Gorzelanczyk fortsetzen und erwarten im Herbst zwei Studenten der Medizin, denen wir Teilstipendien zuerkennen.

Zum umfangreichen Terminkalender im 2. Halbjahr 2023:

  1. „Schlesiens Wilder Westen“ – Filmvorführung und Gespräch mit der Filmautorin Ute Badura am Donnerstag, 14.09.2023, 19.30 Uhr, Kino Méliès, Göttingen

Unsere im Frühjahr begonnene Kooperation mit dem Museum Friedland wird im Rahmen eines Filmabends im Kino Méliés, Bürgerstraße 13, fortgesetzt, bei dem der Eintritt wie bei allen anderen mit diesem Rundbrief beworbenen Veranstaltungen frei ist.

Zum Inhalt des Films „Schlesiens Wilder Westen“: Das kleine Dorf Kopaniec liegt in Niederschlesien. Der Film erkundet die Geschichte des Ortes am Rande des Riesengebirges mithilfe der Erinnerungen seiner früheren und heutigen Einwohnerinnen und Einwohnern, deren Lebenswege die Erfahrung von Millionen von Menschen widerspiegeln. Zwischen dem Früher und dem Heute liegt die Vertreibung. Aus dem Ort wurden die deutschen Bewohnerinnen und Bewohner ab dem Sommer 1946 vertrieben. Zeitgleich wurden Vertriebene aus dem Ostpolen der Vorkriegszeit hier angesiedelt.

In ihrem stillen und eindringlichen Film lässt Ute Badura die Geschichte des Ortes aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erzählen. Dabei wird auch die Frage der Heimat thematisiert. An die Vorführung schließt sich ein Gespräch mit der Filmemacherin an.

  1. Theaterstück „Frau Arndt ist systemrelevant“ mit Celina Muza am Donnerstag, den 28.09.2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, 37073 Göttingen

Wir bedanken uns bei Gisela Hyllus und Jörg Dreykluft für die Möglichkeit, die Galerie Alte Feuerwache für unseren diesjährigen Beitrag zur interkulturellen Woche von Stadt und Landkreis Göttingen zu nutzen. Wir bieten Deutsch-Polnisches Theater in einem Solostück von Przemysław Wojcieszek, der Regie von Andreas Visser und mit Celina Muza als Frau Arndt: Für die alleinstehende Frau Arndt ist der einzige Zugang zur Außenwelt die Paketverteilung aus ihrer kleinen Berliner Wohnung heraus. Unter Zeitdruck stehende Zusteller nutzen sie als Depot. Ihre Nachbarn lernt sie durch die Abholung der Pakete kennen. Ein Mikrokosmos, der zur Bühne für Frau Arndts Erzählungen und Reflexionen über ihr Leben und unsere konsumorientierte Gesellschaft wird. Energisch und sanft, rebellisch und melancholisch. Frau Arndt rockt die Revolution.

Aufmerksamen Beobachterinnen und Beobachtern unserer Arbeit wird auffallen, dass das Theaterstück bereits im Rahmen des 2. Göttingen-Thorner-Seminars 2021 in Thorn aufgeführt wurde. Bei den Teilnehmern aus Göttingen entstand der Wunsch, die Produktion zu einem späteren Zeitpunkt nach Göttingen zu holen. Aufgrund der finanziellen Unterstützung des Landkreises Göttingen können wir das Stück am Folgetag Schülerinnen und Schülern der IGS Bovenden anbieten. Schön, dass neben dem Theodor-Heuss-Gymnasium in Göttingen nun mit der IGS Bovenden und dem neuen Schulleiter Florian Dinger eine weitere Schule hinzugekommen ist, an der wir regelmäßig deutsch-polnische Themen mit interessanten Veranstaltungsangeboten beleuchten. Dass mit Renate Heyn die ehemalige Schulleiterin der IGS Bovenden seit diesem Jahr zu unseren Mitgliedern zählt, freut uns besonders!

  1. Autorenlesung Ella Sophie Lindow mit „Tod in Masuren“ am Dienstag, 10. Oktober 2023, 19:00 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

Ella Sophie Lindow ist ein Pseudonym für eine in Göttingen ansässige und an einer mitteldeutschen Universität tätige Hochschullehrerin. Sie wird ihr Erstlingswerk, den Kriminalroman „Tod in Masuren“ bei uns in der Galerie Alte Feuerwache präsentieren. Zwei Mitglieder unserer Gesellschaft, die aus Masuren stammen bzw. dort regelmäßig ihren Urlaub verbringen, haben den Roman zwischenzeitlich gelesen und empfahlen uns die Durchführung der Veranstaltung, nachdem sich die Autorin uns gegenüber mit Klarnamen „outete“.

Zum Inhalt: es handelt sich gemäß Klappentext um einen tiefgründigen Kriminalroman mit liebevollem Blick auf Polens malerische Ferienregion. Morgendliches Schwimmen, Gärtnern im Gemüsebeet und abendliches Grillen mit ihren Gästen auf dem Hof – Maries Ferienidylle in Masuren scheint perfekt. Bis zu dem Tag, an dem in dem Wäldchen auf ihrem Grundstück eine Leiche gefunden wird und ihre Welt ins Wanken gerät. Als sie auf einmal selbst unter Mordverdacht steht, beschließt Marie, auf eigene Faust zu ermitteln, und taucht dabei in die polnische Nachkriegsgeschichte ein. Ihre Neugier und ihr Gespür für historische Zusammenhänge bringen sie der Lösung nahe – und in tödliche Gefahr.

  1. Autorenlesung Marta Kijowska „Nichts kommt zweimal vor. Wisława Szymborska“ am Donnerstag, 2. November 2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

Elke Heidenreichs Rezension der von Marta Kijowska vorgelegten Szymborska-Biografie endet mit dem Fazit „Die Biografie ist ein großartig zu lesender Einstieg auch für die, die die Texte dieser Dichterin noch nicht kennen.“ Der Verlag schreibt: „Eine verehrte Dichterin voller Eleganz, verschlossen und öffentlichkeitsscheu. Eine zierliche Kettenraucherin mit einem Faible für Camping, für Ella Fitzgerald und Woody Allen, die unter Freunden aufblühte, Limericks und practical jokes liebte. Wer war Wisława Szymborska, die diese Facetten in sich vereinte und 1996 als Literaturnobelpreisträgerin auf einen Schlag weltberühmt wurde? Im ersten deutschsprachigen Porträt der Dichterin spürt Marta Kijowska einer Frau nach, die auf einem Landgut bei Posen aufwächst, um dann mit der Familie nach Krakau überzusiedeln. Die Biografin zeichnet ein Jahrhundert voller Verwerfungen von Krieg, Besatzung, kommunistischer Herrschaft und der anschließenden Befreiungsbewegung der Solidarność nach und beschreibt, wie all das sich auf Szymborskas Arbeit und ihre Beziehungen auswirkt.“

Marta Kijowska, geboren 1955 in Krakau, ist Journalistin, Publizistin, Übersetzerin aus dem Polnischen und Buchautorin. Sie lebt seit Langem in Deutschland und ist oft in Polen. Sie wurde mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Zahlreiche Beiträge in großen Zeitungen, für Hörfunk und Fernsehen zur polnischen Literatur, Kultur und Geschichte sowie Sachbücher und Literaturübersetzungen zeichnen ihr Werk aus. Eine historische Reminiszenz sei gestattet: erinnern Sie sich an unsere Veranstaltungsankündigung für den 16. März 2020? Damals wollten wir unseren Gast zu ihrem Buch „Was ist mit den Polen los?“ hören. Die Corona-Pandemie machte uns am ersten Tag des ersten Lockdowns einen Strich durch die Rechnung.

  1. Autorenlesung „Darüber lacht Polen“ mit Dr. Matthias Kneip am Mittwoch, 8. November 2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

Landeskunde anhand von Karikaturen und Texten bieten uns der Schriftsteller Matthias Kneip und Andrzej Mleczko, Polens bekanntester Zeichner und Karikaturist, mit ihrem im Pustet-Verlag vor einigen Monaten veröffentlichten Werk „Darüber lacht Polen“. In seinem Werbeflyer schrieb Kneip vor einigen Wochen: „Nach knapp zwei Jahren „Schwangerschaft“ ist es endlich soweit: Andrzej Mleczko und ich haben unser „Kind in Buchdeckeln zur Welt gebracht…“Darüber lacht Polen. Eine Landeskunde in Karikaturen und Texten“ Ein echter Wonneproppen in wunderschöner Aufmachung! … Die politischen Zeiten sind schwierig. aber wir wollen den Humor uns nicht nehmen lassen…Würde uns freuen, wenn ihr mit uns lacht.“ – Auch wir sehen Lachen als Beitrag zur Völkerverständigung, zumal die in den Band aufgenommenen 72 Karikaturen über den aktuellen Tagesbezug hinausweisen und zusammen mit den prägnanten Kommentaren Matthias Kneips Anlass für vielfältige Gespräche sein können. Folgerichtig wird unser Referent am Folgetag sein Programm an einer weiterführenden Schule in Göttingen präsentieren.

  1. „Polen nach den Parlamentswahlen“ mit Dr. Piotr Andrzejewski und Klaudia Hanisch am Freitag, 1. Dezember 2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

„Die politischen Zeiten sind schwierig. aber wir wollen den Humor uns nicht nehmen lassen“. Können wir diese von Dr. Kneip geübte Gelassenheit (s.o.) auch nach den für Mitte Oktober 2023 erwarteten Parlamentswahlen in Polen bewahren? Darüber wird unsere stellvertretende Vorsitzende Klaudia Hanisch, wissenschaftliche Mitarbeiterin am deutschen Polen-Institut, mit Dr. Piotr Andrzejewski, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Westinstitut (Instytut Zachodni) in Posen (Poznań) sowie am Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Polska Akademia Nauk – PAN), diskutieren; unser Vorsitzender moderiert.

Schon im Oktober 2022 befassten wir uns mit der Biographie der polnischen Regierungspartei Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die seit ihrem Wahlerfolg 2015 Policies des Wandels betreibt. Ist es ihr im Oktober 2023 abermals gelungen, mit kostenträchtigen Wahlversprechen ausreichend Rückhalt in der Bevölkerung zu gewinnen, um ihre zunehmend autoritäre und den Rechtstaat gefährdende Politik fortzusetzen? Oder braucht sie Koalitionspartner – etwa aus der antisemitischen und sich prorussisch gebärdenden Konfederacija, die aktuell gerade bei jungen Menschen viel Zuspruch erfährt und zu der zuletzt vereinzelt PiS-Funktionäre abgewandert sind? Gelingt es stattdessen der getrennt kandidierenden proeuropäischen Opposition, die Dynamik aus den Protesten gegen das umstrittene „Lex Tusk“, das am 4. Juni 2023 zur größten Demonstration in Warschau seit 1989 geführt hatte, über den Sommer in die heiße Wahlkampfphase fortzusetzen. Welchen Einfluss haben die hohe Inflation und die hohen Kreditzinsen auf die Wahlentscheidung ausgeübt? Schließlich: Was können wir aus dem Wahlergebnis für die deutsch-polnischen Beziehungen ableiten?  Auf viele Fragen erwarten wir wissenschaftlich fundierte Antworten.

  1. Adventsbegegnung in Kooperation mit POLONIKA am Montag, 4. Dezember 2023, 18.30 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

Die gemeinsam mit POLONIKA organisierte traditionelle Adventsbegegnung mit Beiträgen des deutsch-polnischen Projektchores unter der Leitung von Dorota Dobosz und von Diakon Wolfgang Ziehe zu Weihnachtsbräuchen musste auf einen Montag gelegt werden, damit wir die verschiedenen Interessen der Veranstalter, der Mitwirkenden und den Terminkalender der Galerie Alte Feuerwache zusammenführen konnten. Freuen Sie sich auf einen Abend, der möglichst viele Mitglieder unserer beiden Vereine erreichen soll und in dessen Rahmen wir die aktuell leider zu beobachtenden gesellschaftlichen Zerwürfnisse einmal schlicht hinter uns lassen.

  1. Lesung und Konzert zum „Szymborska-Jahr 2023“ am Freitag, 15. Dezember 2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

Kurzfristig bieten wir Interessierten zum Jahresabschluss und noch im vom Sejm ausgerufenen „Szymborska-Jahr 2023“ eine besondere Lesung in Deutsch und Polnisch mit einer musikalischen Begleitung an.: Gemeinsam mit den beiden Musikern Matthias Müller am Cello und Maximilian Schötz (Percussion, Piano) des Duos Sonarium (www.sonarium.tv) wagten Katarzyna Haase-Georg und Hartwig Zillmer, beide Vorstandsmitglieder der Hamburger DPG, im Jubiläumsjahr 2022 ihrer Gesellschaft das Experiment, eine Lesung von Texten der 1923 geborenen (und 2012 verstorbenen) polnischen Literaturnobelpreisträgerin mit außergewöhnlichen Klangelementen zu verbinden und öffentlich zu präsentieren. Aufgrund der begeisterten Resonanz und Fördermitteln der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) kann das Programm in Göttingen präsentiert werden. Wir verstehen den „Szymborska-Abend“ als Ergänzung zu der Autorenlesung mit Marta Kijowska und durchbrechen dazu unseren Grundsatz, keine musikalisch geprägten Veranstaltungen anzubieten.

  1. Spenden, Verbandsnachrichten, Lindepreis

Sie sind verwundert, wie es uns gelingt, ein derart anspruchsvolles Veranstaltungsprogramm zusätzlich zu den Stipendien zu finanzieren? Ihre Verwunderung ist berechtigt, denn bei gut 180 Mitgliedern und einem Jahresbeitrag von 28€ p.a., in dessen Rahmen wir 13,50€ für das DIALOG-Abonnement und 4€ an Beiträgen an die Bundes- und die Landesgesellschaft abführen, sind wahrlich keine großen Sprünge möglich. Von den Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen können wir noch nicht einmal ein halbes Germanistikstipendium finanzieren.

Fazit: ein besonderer Dank gilt heute allen Spenderinnen und Spendern, die uns durch ihre Zuwendungen (gleich ob direkt auf unser im Briefkopf angegebenes Konto oder über das Spendenportal https://www.wirwunder.de/goettingen/ mit Boni der Sparkasse) gefördert haben. Wir setzen auf Ihre fortgesetzte Unterstützung und werden uns natürlich immer darum bemühen, Projektmittel einzuwerben. Das aktuelle Team ist bereit, diese aufreibende Arbeit zu erledigen. So hat es Klaudia Hanisch dankenswerterweise übernommen, einen neuen Flyer zur Image- und Mitgliederwerbung zu entwickeln, der alsbald in den Druck geht. Wir wären allerdings dankbar, könnten sich weitere Mitglieder bereitfinden, die es uns ermöglichen, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen. Dazu muss man kein Vorstandsmitglied sein!

Die Jahrestagung der Bundesgesellschaft „Nachbarschaft in der Mitte Europas“ wird vom 17.-19. November 2023 in Berlin stattfinden. Details zum Programm werden unter https://www.dpg-bundesverband.de/ abrufbar sein. Infos werde ich über unseren Mailverteiler verbreiten. Letzteres gilt auch für die im Herbst anstehende Landestagung.

Schließlich benenne ich noch einen Termin, auf den ich im Mailverteiler bereits zu sprechen kam: die Verleihung des Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreises der Städte Thorn und Göttingen an Tomasz Różycki und Marcel Beyer findet am 29. Oktober 2023 um 11 Uhr im Alten Rathaus in Göttingen statt. Einer Anmeldung bedarf es nicht.

Auf ein baldiges Wiedersehen freut sich

Ihr

Harm Adam, Vorsitzender


03.01.2023

Rundbrief 1. Halbjahr 2023 mit Einladung zur Mitgliederversammlung am 21. April 2023

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde der Göttinger DPG,

2022 hinterlässt unserer Gesellschaft eine gemischte Bilanz: Bei Veranstaltungshighlights wie dem 3. Göttingen-Thorner Seminar und der Adventsbegegnung war die Resonanz ausgezeichnet, wenn auch nicht auf dem Niveau wie vor der Corona-Pandemie. Einige Vortragsveranstaltungen hätten eine bessere Resonanz verdient. Aufgrund einer Vielzahl von Sterbefällen sind wir mit einer negativen Mitgliederentwicklung konfrontiert, selbst wenn wir mehr Eintritte als Austritte verzeichnen. Unsere Arbeit an den weiterführenden Schulen findet bundesweit positive Beachtung. Das ist uns ein Ansporn.

Zum Terminkalender im 1. Halbjahr 2023:

1. Autorenlesung „In den Häusern der anderen: Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen“ mit Karolina Kuszyk am Mittwoch, 15. Februar 2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4 Göttingen

Am 11. Oktober ist die deutschsprachige Ausgabe des Buches „Poniemieckie“ unserer Autorin, die in den 1980er und 1990er Jahren in Liegnitz/Legnica aufwuchs und heute in Berlin und Niederschlesien lebt und arbeitet, erschienen. Kuszyk ist Germanistin, Polonistin, Übersetzerin deutscher Literatur ins Polnische und Coach für interkulturelle Kompetenzen. Ihr Buchdebüt wird allseits als Pflichtlektüre über das deutsche Kulturerbe im Westen Polens gewürdigt.

Die Lesung sollte bereits im November 2022 stattfinden und musste krankheitsbedingt verschoben werden. Wir freuen uns, die Veranstaltung nachholen zu können und dazu zwischenzeitlich das Museum Friedland als Kooperationspartner gewonnen zu haben.

2. Autorenlesung „Revolutionär und Staatsgründer. Josef Pilsudski“ mit Wolfgang Templin am Donnerstag, den 23. März 2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

Józef Piłsudski (1867–1935) gilt als Begründer des modernen Polen, das 1918 nach mehr als 120 Jahren der Teilung entstand, und als einer der bedeutendsten europäischen Staatsmänner seiner Zeit. Wolfgang Templin, Bürgerrechtler und Osteuropaexperte, der seit 1996 als freiberuflicher Publizist wirkt, porträtiert ihn als Person voller Widersprüche. Vor dem Ersten Weltkrieg Anführer der polnischen Sozialisten, herrschte Piłsudski im neuen Staat autokratisch. Doch zu faschistischen und totalitären Regimen in anderen Ländern hielt er Abstand. Polen sah er als Heimat für viele Nationen. Das Buch lässt Piłsudskis abenteuerliche Biografie lebendig werden. Zugleich erzählt es die tragische Geschichte eines Landes zwischen den Großmächten.

Am Folgetag wird unser Gast eine Schullesung durchführen und darstellen, weshalb aus seiner Sicht das Leben und die Arbeit des polnischen Staatsgründers und seiner Mitstreiter mit dem Kampf für eine freie, souveräne Ukraine eng verbunden ist.

3. Mitgliederversammlung am Freitag, den 21. April 2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

Zu unserer Mitgliederversammlung (Jahreshauptversammlung) laden wir auf Freitag, den 21. April 2023, 19 Uhr, in die Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4, 37073 Göttingen, herzlich ein.

Die Tagesordnung schlagen wir wie folgt vor:

1.   Eröffnung und Begrüßung sowie Feststellen der Beschlussfähigkeit

2.   Genehmigung der Tagesordnung und Wahl eines Protokollführers

3.   Mitgliederentwicklung und Begrüßung neuer Mitglieder

4.   Bericht des Vorsitzenden

5.   Bericht des Schatzmeisters

6.   Aussprache zu den Berichten

7.   Bericht der Kassenprüfer

8.   Entlastung des Vorstandes

9.   Anträge (Antragsfrist: 14. April 2023, schriftlich an den Vorstand)

10. Ausblick auf die Jahresplanung 2023/2024

12. Verschiedenes (Anfragen und Anregungen)

Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.

4. Vortragsveranstaltung „Polen/Ukraine – das ist nirgendwo? Zur Bedeutung der polnischen und ukrainischen Literatur“ mit dem Leipziger Literaturwissenschaftler Dr. Hans Christian Trepte am Dienstag, den 23. Mai 2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

„Engel und Dämonen der Peripherie überschrieb der wahrscheinlich renommierteste Vertreter der ukrainischen Literatur, Juri Andruchowytsch, seine 2007 nach der orangenen Revolution in der Ukraine verfassten Selbstbetrachtungen. Mit dem Essayband setzt der Schriftsteller seine geopoetischen Erkundungen des „letzten Territoriums“ fort. Dabei stellt er auch die Frage nach dem Platz der Ukraine „zwischen Europa und irgendetwas anderem im Schatten Russlands“ in einer „Grauzone“, die immer wieder von den Dämonen der Vergangenheit eingeholt wird. Es ist im Übrigen eine Frage, die ähnlich auch im polnischen Kontext gestellt wurde: Polen, das heißt nirgendwo, eine auf Alfred Jarrys groteskes Theaterstück König Ubu zurückgehende konzeptuelle Metapher.“ Kurz: Dr. Trepte, Verfasser der vorstehenden Zeilen, stellt sich mit seinem Vortrag der Herausforderung, einen thematischen Brückenschlag zur Einordnung sowohl der Bedeutung der polnischen als auch der ukrainischen Literatur zu unternehmen.

Gemeinsam mit unserem Referenten haben wir uns für die Schullesung am Folgetag auf das Vortragsmotto „Berauschte Zeiten. Drogen in Texten der polnischen und russischen Literatur“ verständigt und sind auf die Resonanz der Schülerinnen und Schüler gespannt.

5. 4. Göttingen-Thorner Seminar“ – „Polen – Deutschland – Europa. Europa und die Europäische Union aus deutscher und polnischer Sicht“ am 2. und 3. Juni 2023 in Thorn

Zu diesem Seminar erwarten wir u.a. von deutscher Seite mit Thomas Bagger den deutschen Botschafter in Polen, mit Dietmar Nietan den „Polenkoordinator“ der Bundesregierung und mit Christian Moos den Generalsekretär der Europa-Union. Wir Göttinger verantworten den musikalischen Auftakt am Freitagabend mit Wojtek Bolimowski und Gregor Kilian. Kurz: die Fahrt lohnt sich auf jeden Fall. Details folgen per E-Mail dann, wenn eine positive Rückmeldung der Zuschussgeber vorliegt. Eine Mitgliedschaft in unserer Gesellschaft ist für die Teilnahme erwünscht, aber auch (auswärtige) Interessierte werden teilnehmen können.

6. Autorenlesung „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“ mit Matthias Nawrat am Dienstag, den 20. Juni 2023, 19 Uhr, Galerie Alte Feuerwache

Mit Matthias Nawrat haben wir einen 1979 in Oppeln geborenen und heute in Berlin lebenden Schriftsteller zu Gast, der bereits auf einige Auszeichnungen zurückblicken kann. Eines unserer Mitglieder hat die Präsentation des Buches „Die vielen Tode unseres Opa Jurek“ angeregt und dem kommen wir gerne nach.

Der Roman unternimmt es, in 32 Episoden die ganze Geschichte Polens, insbesondere des zwanzigsten Jahrhunderts, anhand des titelgebenden Opas Jurek und seiner Familie zu erzählen. Das geschieht mit Versatzstücken des Schelmenromans mittels einer Gratwanderung zwischen Tragik und Komik, Wirklichkeit und Fiktion. Schriftstellerkollege Artur Becker, der auch schon Gast unserer Gesellschaft war, bezeichnete den Roman in seiner Rezension für die Frankfurter Rundschau als nahezu „perfekt“, wenn die Enkel am Grab des Opa Jurek dessen Zeit in Auschwitz, die Rückkehr nach Oppeln, das Überleben im Kommunismus und den Mauerfall erinnern. Eine Schullesung ist angedacht.

7. Stipendienprogramm, Spenden, Verbandsnachrichten

Da wir aktuell noch über eine akzeptable Finanzausstattung verfügen und auf Ihre weiteren Spenden hoffen, konnten wir den Thorner Partnerinstitutionen die Fortführung der Stipendienprogramme für Studierende der Germanistik bzw. Medizin zusagen. Hoffen wir auf qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber für das anstehende Sommersemester.

Ein besonderer Dank gilt heute allen Spenderinnen und Spendern, die uns durch ihre Zuwendungen (gleich ob direkt auf unser im Briefkopf angegebenes Konto oder über das Spendenportal https://www.wirwunder.de/goettingen/ mit Boni der Sparkasse) gefördert haben.

Schließlich ein persönliches Wort: Da nicht alle Mitglieder regelmäßig Informationen per E-Mail bekommen, möchte ich an dieser Stelle unseren Mitgliedern Klaudia Hanisch und Melanie Homeier gratulieren, die als stellvertretende Vorsitzende bzw. Schatzmeisterin im Vorstand der Deutsch-Polnischen Gesellschaften in Niedersachsen mitwirken. Gerne habe ich nach acht Jahren das Staffelholz des Vorsitzenden an den Oldenburger Gustav Wehner abgegeben, zumal ich niedersachsenweit doch eher als Landesvorsitzender der Europa-Union und Vizepräsident der Europäischen Bewegung Niedersachsen wahrgenommen werde.

Dem Vorstand der Bundesgesellschaft bleibe ich erhalten, solange es gewollt ist. Gleiches gilt für den Vorsitz unserer Gesellschaft, deren Vorstand sich durch einen hohen Grad an Arbeitsteilung auszeichnet. Umso dringlicher ist mein Appell, die Arbeit von Vorstand und Beirat sukzessive auf weitere Ideen gebende Schultern zu verteilen, um die Vielfalt unserer Angebote in Zukunft zu erhalten und gerne noch auszubauen. Interessierte an Vorstandsämtern sind herzlich willkommen und können darauf vertrauen, nicht gleich „kalt ins Wasser“ geworfen zu werden, um Projekte sofort alleinverantwortlich zu betreuen. Wir haben ein tolles Team!

Auf ein baldiges Wiedersehen freut sich

Ihr Harm Adam, Vorsitzender

Harm Adam, Vorsitzender
Osterberg 16
37120 Bovenden
Tel.: +49-551-5471336 (dstl.)
+49-551-5317666 (p.)
+49-173-2917006 (mobil)
Mail: mail@dpg-goettingen.de


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